Mit der wiederbelebten Marke Lancia wollen die Italiener zu Stil und Eleganz zurückfinden. Das ist aber nur mit Hilfe aus dem Konzern möglich. 2025 kommt der Ypsilon nach Deutschland, der ADAC konnte ihn bereits jetzt fahren.
Marktstart: Lancia Ypsilon kommt Mitte 2025
Motoren: Ein Hybridbenziner und eine Elektroversion
Preise ab ca. 24.000 Euro
2025 deutsches Lancia-Comeback
Dass Lancia überhaupt noch existiert, wussten hierzulande bis dato wohl nur eingefleischte Autofans. 2017 hatte sich die traditionsreiche Marke zurückgezogen und lediglich in Italien ein rudimentäres Geschäft aufrechterhalten – mit einem letzten verbliebenen Modell, dem Ypsilon. Das allerdings mit Erfolg: 2023 landete der Kleinwagen mit rund 45.000 verkauften Einheiten auf Platz drei der meistverkauften Fahrzeuge Italiens.
Den Kleinen gänzlich aufzugeben war also schon allein wegen des wichtigen Heimatmarkts keine Option. Und so rollt in diesen Tagen die neue Generation zu den italienischen Händlern und zeitgleich in einige andere Länder Europas. 2025 ist Deutschland vorgesehen, wo der Ypsilon dann an 25 Händlerstandorten zu haben sein wird.
Lancia Ypsilon mit Premium-Anspruch
Möglich war die Neuauflage, weil Lancia wie die Mutter Fiat längst unter das Dach des Stellantis-Konzerns geschlüpft ist und so auf Konzerntechnik zurückgreifen kann. Folgerichtig ist der neue Ypsilon denn auch technisch eng mit dem Opel Corsa und dem Peugeot 208 verwandt (ebenfalls Stellantis) und läuft wie der Corsa im spanischen Saragossa vom Band. Lancia betont aber dessen Eigenständigkeit und spricht konsequent vom "einzigen Premium-Kleinwagen" im Konzern. Denn "Premium" ist die Richtung, in der Lancia als Marke gesehen werden möchte – freilich, weil sich dann auch andere Preise verlangen lassen.
Optisch, kann man sagen, lässt sich der Premium-Auftritt durchaus erkennen. Von einem 08/15-Kleinwagen ist der an Front und Heck sehr eigenständig gestaltete Ypsilon weit entfernt. Man ist fast geneigt, von einem Designerstück zu sprechen. Keine Frage: Mit einem anderen Modell verwechseln dürfte ihn wohl keiner so schnell.
Hübsch gestalteter Innenraum
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Und auch innen ist der Kleine hübsch eingerichtet: clean und edel, so wie man es jetzt hat, mit zwei gut ablesbaren Bildschirmen, einwandfrei bedienbarem Touchscreen ohne ausufernde Untermenüs und jeder Menge Ablagemöglichkeiten für Kleinkram. Von 25 Litern Stauraum spricht der Hersteller. Was man allerdings auf das kleine Tablett unter den Lüftungsdüsen legen will, soll es nicht in der nächsten Kurve von der Fliehkraft hinweggefegt werden, weiß wahrscheinlich selbst der Designer nicht. Aber hübsch aussehen tut es jedenfalls, und andere Autos haben so was nun mal nicht.
Sehr angenehm ist, dass es noch "richtige" Tasten gibt, etwa für die Spiegelverstellung oder für die Klimaanlage – das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Leider liegt die Tastenleiste unterhalb der Lüftungsdüsen immer irgendwie im Schatten und ist deshalb nur schwer ablesbar.
Billiges Plastik, großer Kofferraum
So nett das alles aussehen mag: Bis auf eine weiche, filzartige Oberfläche an den Türen unterhalb der Seitenfenster ist alles aus profanem Hartplastik gefertigt. Der selbst gewählte Premium-Maßstab wird hier ganz klar gerissen, zumal es beim Überfahren von groben Unebenheiten im Fall des Testwagens auch noch unschön aus dem Armaturenbrett-Gebälk scheppert.
Die Sitze sind indes gut geformt und machen einen langstreckentauglichen Eindruck, und selbst hinten sitzt man gut, wenn auch kleinwagentypisch platztechnisch etwas eingeschränkt. Schließlich misst der Ypsilon ja auch nur 4,08 Meter in der Länge. Der Kofferraum hat eine passable Größe und fasst brauchbare 352 Liter beim Hybridmodell und etwas schmalere 309 beim Ypsilon mit Elektroantrieb.
Motoren: Hybridbenziner und Elektro
Beim Blick auf die beiden Antriebsoptionen wird klar: Hier ist es vorbei mit der Eigenständigkeit. Die Daten des vollelektrischen Modells mit 115-kW-Motor (156 PS) und 51-kWh-Batterie (netto nutzbar) sowie des Ypsilon mit Benzinhybrid mit 74 kW/100 PS finden sich so zum Beispiel auch in den Datenblättern von Peugeot 208, Opel Corsa, Jeep Avenger und Fiat 600 wieder. Das ist aber kein Problem, denn beide Motoren machen sich auch im Lancia gut.
So gefällt der Elektromotor abermals durch seinen spontanen, verzögerungsfreien Antritt, was den Kleinwagen nicht nur zum behänden Stadtflitzer macht, sondern auch über Land für eine ordentliche Portion Fahrspaß und flotte Überholmanöver sorgt. Von 0 auf 100 km/h schafft es der Lancia in guten 8,2 Sekunden, mehr braucht es im Alltag wirklich nicht. Auf der Autobahn wird allerdings bei 150 km/h abgeregelt.
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Elektro-Lancia: 400 Kilometer Reichweite
Die Reichweite soll laut Lancia nach WLTP bei rund 400 Kilometern liegen und damit auf dem Niveau des Peugeot e-208. Diesen konnte der ADAC im realitätsnäheren Ecotest bereits messen: Bei einem Verbrauch von sparsamen 16,0 kWh brachte es der Franzose auf 360 Kilometer Reichweite bei gemischter Fahrweise. Auch der Lancia dürfte das also in etwa schaffen. Angegeben ist der Verbrauch des Lancia laut Werk bei 14,3 bis 14,6 kWh/100 km.
Energie fassen an Schnellladesäulen kann der Ypsilon mit 100 kW Ladeleistung, was heutzutage höchstens noch als durchschnittlich gelten kann, für einen Kleinwagen mit überschaubar großer Batterie aber wohl ausreicht. Nach 30 Minuten Standzeit sollten zumindest 80 Prozent der Batterie wieder gefüllt sein. An AC-Säulen in der Stadt oder an der eigenen Wallbox zieht der Italiener maximal 11 kW. Eine komplett leere Batterie ist dann nach rund fünf Stunden ganz voll.
Noch keine Angaben hat Lancia zu Stütz-, Dach- und Anhängelast gemacht, für den Transport von Fahrrädern sollte es aber eine Lösung geben.
Preis ab ca. 24.000 Euro
Wer keine 34.000 Euro für den elektrischen Ypsilon ausgeben will – so der Preis in Italien, für Deutschland steht er noch nicht fest –, kann auch mit der rund 24.000 Euro teuren Hybridversion gut leben. Der Turbo-Dreizylinder wird von einem kleinen, starken E-Motor unterstützt und wirkt mit seinen 74 kW/100 PS insbesondere ab Landstraßentempo im Ypsilon zwar nicht ganz so lebhaft wie der reine Elektroantrieb, doch an Kraft mangelt es dem Fahrzeug grundsätzlich nicht, so der erste Fahreindruck.
Hybrid mit niedrigem Verbrauch
Obwohl die Hybridbatterie mit 0,9 kWh nicht für längeres elektrisches Fahren gedacht ist, lassen sich in der Stadt bei sanftem Gasfuß auch mal ein paar Hundert Meter rein elektrisch zurücklegen, bis sich der Verbrennungsmotor sanft einklinkt. Bei normaler und gemischter Fahrweise sollten sich so Verbrauchswerte mit einer Fünf vor dem Komma einstellen, in der Stadt auch weniger. Gut: Der Hybrid ist stets mit einem angenehm schaltenden Automatikgetriebe ausgerüstet.
Ungewohnt ist am Anfang, dass der Hybrid-Ypsilon beim Gaswegnehmen etwas stärker verzögert als von einem "normalen" Verbrenner gewohnt, weil die Rekuperation sofort einsetzt und im Schubbetrieb die Hybridbatterie geladen wird.
Was beim Hybrid mehr auffällt, als beim ohnehin schon leisen Elektro-Ypsilon, ist das im Vergleich zu Corsa und 208 niedrigere Geräuschniveau. Mit zusätzlichen Dämmmaßnahmen im Motorraum hat Lancia wenigstens in dieser Hinsicht erreicht, dass sich der Kleinwagen von seinen Konzernbrüdern abhebt und zumindest so ein Hauch von "Premium" weht.
Fazit: Der neue Ypsilon ist eine interessante Alternative im Kleinwagensegment, wenn auch eine teure. Einer größeren Verbreitung steht Lancia selbst im Weg, 25 Händler sind dafür zu wenig. Das dürfte auch für die kommenden Modelle Gamma (2026) und Delta (2028) gelten.
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