Alfa Romeo 4C Test: Mama mia, ragazzi! (2024)

Es gibt gediegene Coupés für gut betuchte Kundschaft – und es gibt den neuen Alfa Romeo 4C. Für seinen Erwerb braucht es zwar auch eine prall gefüllte Brieftasche – von nobler Zurückhaltung hält der 4C aber wenig, wie er uns in einem Test verriet.

Dem Fahrer zugetan

Manchmal fragt man sich heute ja, ob es noch erlaubt ist, Spaß am Autofahren zu haben. Der neue Alfa Romeo 4C treibt uns derlei Flausen aber gleich bei der ersten Sitzprobe aus: Erlaubt ist, was Spaß macht, ruft uns jeder Zoll des Innenraums entgegen – von dem knorrigen Sound, der bald aus den beiden Endrohren ans Ohr dringen wird, ganz zu Schweigen.

Doch dazu später mehr, jetzt geht es noch einmal zurück in den Innenraum, der wie aus einem Guss daherkommt. Er ist – wie das gesamte Fahrzeug – von Maserati in sorgfältiger Handarbeit gefertigt und mit jeder Faser ganz auf den Fahrer ausgerichtet. Die Faser ist dabei durchaus buchstäblich zu verstehen, denn die Basis des 4C ist ein nur 65 Kilogramm schweres Kohlefaser-Monocoque.

Der Lenker hat im Alfa-Coupé in jedem Fall alles bestens im Blick und im Griff, angefangen vom DNA-Schalter (Dynamic, Normal, All Weather), mit dem sich die Fahrmodi variieren lassen; bis hin zum digitalen Display, das uns neben der Geschwindigkeit und der Drehzahl auch die g-Kräfte verrät, die auf uns wirken. Während der Alfa Romeo 4C den Fahrer aber mit allen erdenklichen Schaltern und Informationen verwöhnt, lässt er den Beifahrer links liegen. Ihm ist es nicht einmal gegönnt, den Sitz den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Uns als Fahrer stört das aber nicht wirklich, uns berührt hingegen, dass das Verlassen des 4C nur einem gelenkigen Zirkusakrobaten leicht fallen dürfte. Doch wer will das Alfa-Coupé schon verlassen, wenn er es einmal gefahren hat?

Die Kraft aus der Mitte

Niemand, so unsere feste Überzeugung, nachdem wir mit dem 4C die ersten Runden gedreht haben. Denn die Fahrt mit dem Alfa Romeo ist ein Erlebnis der besonderen Art. Verantwortlich dafür sind gleich mehrere Zutaten.

Zutat 1, der Mittelmotor. Alfa-Kenner werden es an der Bezeichnung des Coupés sofort erkannt haben, der Antrieb ist ein Vierzylinder, denn 4C steht für quattro cilindri, also 4 Zylinder. Gemeinsam kommen die vier Zylinder auf einen Hubraum von 1.742 cm³, auf 16 Ventile und dank Turbo und Direkteinspritzung auf 240 PS bzw. 350 Nm Spitzendrehmoment. Diese Rohdaten klingen nicht unbedingt nach unbändiger Kraft, man sollte dabei aber berücksichtigen, dass der Alfa Romeo 4C leer nur 1.020 kg wiegt.

Bedenkt man das, ist das Feuerwerk, das der Alfa auf der Straße entzündet, keine Überraschung mehr, sondern purer Genuss.

Der Mittelmotor wirbelt trotz eines kräftigen Turbolochs den 4C, lauthals röhrend, in 4,5 Sekunden auf 100 km/h, auf eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 250 – und er bringt auch im fast ausgedrehten dritten Gang des Doppelkupplungsgetriebes die Hinterräder noch zum Qualmen. Dass der Vierzylinder-Turbo dabei eine Menge Superbenzin verbrennt, versteht sich von selbst, doch auch deutlich mehr als die versprochenen 6,8 Liter Durchschnittsverbrauch sind nicht geeignet, den Fahrspaß im Geringsten zu trüben. Voll und ganz ausgelebt werden kann der aber leider nur auf der Rennstrecke.

Die ultraleichte Versuchung

Nun noch zur zweiten Zutat des 4C-Dynamikgerichts, dem Chassis und dem Fahrwerk. Neben dem bereis angesprochenen ultraleichten Kohlefaser-Chassis setzen Alfa Romeos Ingenieure auf eine Karosserie aus Glasfaser-Verbundstoffen und – vorne wie hinten – auf eine Rahmenstruktur aus Aluminium. Die Hinterräder, die die Kraft des Mittelmotors auf die Straße übertragen müssen, hängen am Gängelband von MacPherson-Federbeinen und Querlenkern.

Dort, an der Hinterachse, ist der 4C stabil wie ein Luftschutzbunker, selbst bei raschen Lastwechseln wird das Heck nie leicht und unkontrollierbar. Zu diesen Lastwechseln laden besonders das straffe Fahrwerk und die wahrhaft direkte Lenkung ein, die ganz ohne Servo-Unterstützung auskommt. Diese Unmittelbarkeit bezahlt der Lenker allerdings mit zwei Nachteilen: bei flotter Fahrweise werden dem untrainierten Piloten bald die Arme und Schultern schwer; außerdem spürt man jeden Stein auf der Straße. Doch echte Sportler verstehen zu leiden, damit sie zu ihrem Spaß kommen.

Und was bleibt als Resümee? Mit dem 4C bestätigt Alfa Romeo: die Marke steht im Fiat-Konzern zu Recht für den gehobenen Anspruch. Und wir können am Ende nur hoffen, dass uns das neue Alfa Sport-Coupé nicht für alle kommenden Autos verdorben hat. Denn 50.500 Euro als Basispreis sind keine Kleinigkeit, auch wenn der 4C jeden Euro wert ist. (nau)

Alfa Romeo 4C Test: Mama mia, ragazzi! (2024)
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